Keum Boo
Irgendwo habe ich den schönen Satz gelesen, dass viele Goldschmiede diese Technik schon ausprobiert hätte, ohne um Ihrer Herkunft zu wissen.
Traditionell dient diese in Korea angewendete historische Technik zum Verzieren von anderen Metallen mit Feingoldfolien. Keum Boo oder auch Kum
boo heißt übersetzt schlicht und einfach „aufgebrachtes Gold“.
Es wurden aber auch Feinsilberfolien auf Kupfer oder
Kupferlegierungen aufgebracht.
Hier in Europa wird zumeist mit Feingold auf Feinsilber bzw.
auf einer Feinsilberschicht, die auf Sterling-Silber erzeugt wird, gearbeitet.
Es gibt allerdings auch Goldschmiede, die in ihren Arbeiten
auch Folien aus speziellen Farblegierungen verwenden.
Das gebräuchliche Blattgold (für Emailiern
oder Fassvergolden) ist zu dünn für diese Technik. Es ergibt keine schöne Farbe
und ist schwer aufzutragen.
Für das Keum boo benötigt man
Feingold in einer Stärke von ca. 0,02 bis 0,01mm, was sich der Goldschmied
zumeist selbst herstellt.
Die dickere Feingoldfolie kann
vorsichtig in der Hand gehalten werden und mit einer Schere zugeschnitten
werden. Dünnere werden mit dem Cutter zwischen zwei Lagen Pergamentpapier in
die gewünschte Form gebracht.
Dabei ist es unglaublich, wie
schwer sich das Gold anfühlt, obwohl es so hauchdünn und zerbrechlich ist.
Damit das Feingold auf dem Silber
hält, wird das Schmuckstück ganz vorsichtig geglüht.
Dazu reichen Temperaturen um 350
bis 500 °C.
Mit einem glatten Stahl wird nun das Feingold auf den Untergrund gerieben. Durch den ausgeübten Druck bei der richtigen Temperatur verbinden sich Gold und Silber!
Umso erstaunlicher, wenn man weiß,
dass keines der beiden Metalle in irgendeiner Form flüssig werden sollen.
Aber warum hält dann das Gold auf dem
Silber?
Es handelt sich um einen so
verblüffenden Vorgang der trocken mit Diffusionsschweißen bezeichnet wird.
Erklärbar wird dieser, wenn man
sich vorstellt, dass die Atome mit ihren Elektronen sich unter der Hitze ganz
schnell bewegen. Durch den Druck werden sie auch noch dicht aneinander
gepresst. Dabei tauschen einige Elektronen ihren Platz und eine feste
Verbindung entsteht.
Wer das jetzt nicht verstanden
hat, stellt sich einfach zwei Reihen Kettenkarussells (Atome) vor, die zu dicht
nebeneinander stehen (Druck) und sich immer schneller (Hitze) drehen…
Wenn das Stück zu sehr erhitzt
wird, kann es passieren, daß die Folie oder das Schmuckstück schmilzt oder
schon aufgebrachte Folie sich mit dem Silber legiert. Dabei verliert das Gold
an Farbe und Struktur.
Und das ist auch die
Schwierigkeit. Für ein sauberes Keum Boo gehört eine gute Erfahrung im
Goldschmieden dazu, da gerade bei Silber die Glühfarbe und damit die Temperatur
schwer zu sehen ist.
Schön sind auch Arbeiten die noch
durch nachträgliches Walzen eine Struktur auf dem Gold bekommen.
Ein starker Kontrast entsteht
durch Schwärzen des Silbers.Und so sehen die fertigen Ohrringe bei mir dann aus:
Aber auch wenn man das Wort Keum Boo nicht bei jeden Stück findet, habe ich doch eine ganze Menge Schmuckstücke bei uns auf Dawanda gefunden.
So verschieden kann eine Technik also aussehen. Das finde ich immer wieder fantastisch an meinem Beruf!
Allen Lesern wünsche ich viel Freude beim weiteren Endecken der vielfältigen Welt des Goldschmiedens und bis bald
Cynthia von der Schmuckburg