Hallo,
heute möchte ich Euch das Wachsausschmelzverfahren ein wenig näher bringen.
Dieses Verfahren benötigt viel Erfahrung und eine Menge an technischen Geräten.
Zunächst mal werden die Ringe oder Anhänger etc. was man möchte aus Wachs hergestellt.
Im hier gezeigten Fall habe ich schon vorhandene Formen mit heißem Wachs
mit meinem selbstgebauten Wachsinjektor unter einem Druck von 0,8 bar
und einer Temperatur von 74 Grad Celsius ausgespritzt.
Die Ringe werden dann ausgeformt und an einem Wachsbaum montiert. Meine
Schleudergussanlage kann etwa 50 g Silber auf einmal gießen.
Um die richtige Menge Silber zu ermitteln, wird der Wachsbaum
mit einer Feinwaage gewogen. Wachs hat etwa eine Dichte von 1.
925er Silber hat etwa eine Dichte von 10,3.
Der Wachsbaum darf also nicht mehr als 5 g wiegen.
Das Gewicht wird dann mal 10,3 genommen und hinterher wird in den Graphittigel
die richtigeMenge Silber gegeben. Die richtige Menge zu ermitteln ist sehr wichtig,
um die Verletzungsgefahr zu minimieren.
Wer will schon das ihm fast 1000 Grad heißes Silber um die Ohren fliegt.
Hier erst mal ein Bild vom Wachsmodellbaum:
Als nächstes wird dann die Einbettmasse angerührt. Es handelt sich dabei um so
etwas ähnliches wie Gips, der eine sehr hohe Temperatur aushält und eine s
ehr glatte Oberfläche gewährleistet.
Die mit Wasser angerührte Einbettmasse wird unter einem Vakuum evakuiert.
Das bedeutet, dass man alle Luftblasen, die sich in der Masse befinden, durch das
Vakuum und einen in dem Gerät
befindlichen Rüttler austreibt, um Gussfehler zu vermeiden.
Danach wird die evakuierte Einbettmasse in die Küvette gegossen. Wichtig hierbei ist,
dass die Einbettmasse mindestens 1,5 cm höher ist als das oberste Wachsmodell.
Sonst kann beim Guss die
Form platzen und das Silber verteilt sich lustig in der Werkstatt.
Die mit Einbettmasse gefüllte Küvette wird ebenfalls evakuiert bis keine
Luftblasen mehraufsteigen. Dies ist für die anschließende Qualität und
Abformgenauigkeit der wichtigste Schritt.
Beim letzten Bild sind noch schön die Blasen zu sehen die ausgetrieben wurden.
Anschließend wird die Küvette im Brenn-Ofen gebrannt. Zunächst wird die
Form auf eine Temperatur von 300 Grad aufgeheizt und etwa 3 Stunden auf dieser
Temperatur gehalten. In dieser
Zeit schmilzt das Wachs aus der Form. Dieser Schritt stinkt fürchterlich.
Als nächstes wird die Küvette auf 700 Grad erhitzt und mindestens für 2 besser aber
für 4 Stunden auf dieser Temperatur gehalten. In dieser Zeit werden die
Microkristallienen Wassermoleküle aus
der Einbettmasse gelöst. Hält man diese Temperatur nicht kann es zu einer Reaktion der
Wassermoleküle und dem heißen Silber kommen.
Danach wird der Ofen abgeschaltet und die Küvette auf Gusstemperatur abgekühlt.
Ich gieße meist bei etwa 500 Grad Küvettentemperatur.
Als nächstes wird die Schleudergussanlage vorgeheizt. Die abgewogene Menge
Silber in den Graphittiegel gefüllt und die Küvette aus dem Ofen genommen und
eingesetzt. Durch den Spiegel
an der Schleuder kann man den Schmelzvorgang beobachten.
Nach 30 min vorheizen wird nochmal 5 Minuten geschmolzen. Wenn das Silber flüssig ist,
eine ausreichende Temperatur und Viskosität erreicht hat, kann man den Deckel
schließen und den Hebel lösen, der den Schleudervorgang startet.
Das Silber wird dann schlagartig durch die Zentrifugalkraft in die Form gedrückt.
Nachdem die Schleuder ausgelaufen ist, kann man die Küvette langsam in einen
Eimer Wasser halten.
Durch den enormen Temperaturunterschied wird die Einbettmasse wie bei einem
Triebwerk aus derKüvette gewaschen. Ich mache diesen Schritt immer sehr
langsam und vorsichtig. Es treten große
Kräfte und Energien auf vor denen ich großen Respekt habe.
Hinterher hat sich die Einbettmasse aufgelöst und man kann den fertigen
Gussbaum aus dem Wassereimer nehmen.
Nun nur noch mit einer Glasfaserbürste unter fließendem Wasser reinigen
evtl. im Ultraschallbad.
Nach dem Beizen sieht das Ganze dann so aus:
Anschließend werden noch die Ringe vom Gussbaum gesägt und dann kann man
kratzen, feilen, schleifen, nacharbeiten, polieren, Steine einsetzen,
und irgendwann ist der Ring dann fertig.
Nun nochmal der fertige Ring:
Ich hoffe Euch hat mein erster Beitrag gefallen. Der oben abgebildete Ring ist
übrigens auch in meinem Shop käuflich zu erwerben.
Liebe Grüße
Chris (Silberschweif)