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Donnerstag, 28. Juli 2011

Edelsteine fassen

In dieser Folge soll es mal ein bisschen an`s Eingemachte gehen!

Das Fassen von Edelsteinen gehört zwar mit in die Goldschmiede-Ausbildung, aber da es ein so umfangreiches und anspruchsvolles Arbeitsgebiet ist, gibt es auch noch den Beruf des Edelsteinfassers.
Das soll vorangestellt werden, da viele Goldschmiede zwar selbst fassen, aber oft doch die besonders empfindlichen und kostbaren (und auch kostspieligen) Stücke zum Fasser geben, damit nichts schief geht.
Es bleibt immer ein Nervenkitzel, wenn man es mit den funkelnden Preziosen aus der Natur zu tun hat! Wenn mal ein Stück aus Metall nicht so wird, wie man es geplant hat, kann man es notfalls wieder in den Schmelztiegel befördern, aber wenn ein kostbarer Stein zerbricht, nachdem man in stundenlanger Vorarbeit die Fassung hergestellt und den Stein einjustiert hat, kann man sich ganz schön die Haare raufen!

In dieser Blog-Episode möchte ich also ein paar schöne Beispiele zum Thema Edelsteine fassen aus unserer Goldschmiede-Gruppe hier bei DaWanda zeigen!
Ganz bestimmt gibt es noch vieles mehr, was man zu diesem Thema schreiben könnte, und vielleicht gibt es auch Anmerkungen oder Fragen von unseren Lesern - wir freuen uns über Kommentare und Feedback!

Jetzt soll es aber losgehen!

Den Anfang macht Annette von "wunder-bar": Sie stellt die Werkzeuge vor, die für das klassische Fassen mit Hammer und Punzen benötigt werden. Seit Jahrhunderten werden vor allem große und empfindliche Steine auf diese Weise gefasst.


Von links nach rechts: Ein Andrücker, ein Fasserpunzen (dahinter der kleine Hammer) und ein Einreiber. Eine Fassung ist ja wie eine zylindrische Hülle um den Stein, und das Metall wird mit diesen Werkzeugen entweder freihändig rings um die Steinkante gedrückt - nämlich mit dem Andrücker:


Oder man nimmt den Stahlpunzen, der eine feinpolierte Fläche hat, setzt ihn an die Metallkante und schlägt vorsichtig mit dem kleinen Hammer das Metall um. Das macht man, wenn das Metall dickwandiger ist, sodass man es nicht so gut freihand andrücken kann.
Manche Goldschmiede setzen auch erst mit dem Andrücker den Stein an zwei oder mehr Stellen "fest", bevor sie dann die ganze Fläche mit Hammer und Punzen zu Ende fassen.


und fertig!


Mehr über diesen wunderschönen Ring erfahrt Ihr hier!

Heute gibt es das archaische Hammer & Punzen-Paar auch als "Elektrischen Fasserhammer". Die meisten Goldschmiede haben ja in ihrer Werkstatt einen Bohrmotor mit einer biegsamen Welle, an die man verschiedene kleine Handstücke stecken kann zum bohren, fräsen oder polieren.
Genauso ein Handstück ist der Fasserhammer, und mit einem Fußpedal reguliert man das Tempo, mit dem der kleine Hammer auf die Metallkante saust.
Diese Technik vertragen nicht alle Steine, und es braucht viel Übung, bis man die Schlagstärke und das Tempo einschätzen und regulieren kann!

der elektrische Fasserhammer

Eine weitere spannende Fassertechnik ist das sogenannte "Einreiben". Eine ganze Episode zu diesem Thema kann man bei Grit von Hand-Werks-Art in ihrem neuen Blog lesen, hier ein Beispiel daraus:


Man sieht hier den Ring, eingespannt in den "Fasskloben", und rechts daneben den kleinen Brillanten, der über Kopf auf einem kleinen Wachs-Kegel - genannt "Wachsbein" klebt. Die Steine sind oft so klein, dass man sie nur mit solchen Hilfsmitteln genau senkrecht in die Fassung einsetzen kann.

Auf den nächsten beiden Bildern aus meinem Blog kann man sehen, wie ein kleiner Rubin direkt in die Fläche des Rings eingerieben wird. Zunächst wird eine Vertiefung genau entsprechend der Steingröße gefräst, und dann setzt man den Stein hinein. Mit dem Einreiber, der im Grunde genommen wie eine stumpfe, aber ganz blank polierte Häkelnadel-Spitze aussieht, drückt man dann mit ganz viel Kraft die kleine überstehende Metallkante um den Stein herum, man reibt das Metall kreisförmig um den Stein.





Bis das klappt, müssen Goldschmiede-Lehrlinge unzählige Versuche mit unechten Steinen in Messing,- oder Kupferplatten machen, die Lehrer pieksen dann gern mit einem Stäbchen von hinten gegen den Stein, und erst, wenn er fest sitzen bleibt, darf man sich an echten Steinen und edlem Metall versuchen!

Besonders feine Beispiele für flächig eingelassene Steine findet man bei Schmuxx. Tolle farbige Safire werden hier in massive Silberringe eingelassen, und um diese exakten Anordnungen und Einfassungen zu erzielen, wird hier sogar unter dem Mikroskop gearbeitet.



Damit ein Stein gefasst werden kann, muss natürlich erstmal eine Fassung her.
Es gibt heute bergeweise Fertigmaterial aus der Schmuckindustrie, aber die meisten Goldschmiede stellen ihre Fassungen i.d.R. immer noch selbst her, da die Fertigteile oft gar nicht den hohen Ansprüchen in Sachen Stabilität und Ästhetik entsprechen.
Ein Beispiel, das allerdings heute nur noch selten gebaut wird, da es extrem zeitaufwändig und kompliziert in der Herstellung ist, ist die Krappenfassung. 
Hier kommt ein wunderbares Exemplar: Die "Karmoisierung" - ein großer Stein in der Mitte wird von kleinen Steinen kreisförmig (oder oval) umringt. Wir erinnern uns...Oma`s Ring...Kate`s Verlobungsring...eben die "guten alten Schätzchen"! 
Die "Krappen" sind die kleinen Drahtstifte, die dann die Steine wie in kleinen Körbchen halten. Zum einen ist es enorm knifflig, die Fassung zu konstruieren, und das Fassen der Steine selbst erfordert ein großes Maß an Können. Ich kann`s definitiv nicht. Goldschmiede-Ehrenwort.



Dieses Beispiel aus der Ausbildungszeit haben die Goldschmiede aus "Havelmännchen`s Werkstatt" aus ihrem Archiv gehoben, und ich empfehle ausdrücklich, die nette Beschreibung zu dieser Arbeit zu lesen, sie spricht mir - und wahrscheinlich vielen anderen Goldschmieden - aus der Seele !

Jetzt habe ich einen ganz schönen Bogen geschlagen, und ich hoffe, dieser kleine Einblick in verschieden Fassertechniken hat Spaß gemacht und einmal mehr gezeigt, was alles so "dahinter steckt", hinter diesem schönen alten Beruf, der einem doch manchmal den letzten Nerv raubt...
ich brauch jedenfalls demnächst eine neue Brille, soviel steht fest.


ahoi und bis zum nächsten Mal...
Meike!









Freitag, 8. April 2011

Wissenswertes über das Schmuckmachen - Nie wieder blau dank Amethyst?

Ich möchte mit diesem Post eine kleine Serie mit dem Titel "Wissenswertes über das Schmuckmachen" weiterführen, welche ich schon vor einiger Zeit auf meinem eigenen Blog schmuckdesign-verenabrack.blogspot.com ins Leben gerufen habe. In regelmäßigen Abständen bemühe ich mich hier mein Wissen als Goldschmiedin mit allen Schmuckinteressierten zu teilen. Sei es das Wissen über Edelsteine, Metalle, Maschinen oder einfach nur die Antwort auf die Frage: Was bedeutet eigentlich der Stempel in meinem Ring? Es gibt so viel Interessantes aus der Welt des Schmucks zu entdecken. Solltet ihr Fragen an einen Goldschmied haben, auf die ihr gerne eine Antwort hättet, hinterlasst diese einfach am Ende dieses Beitrags in den Kommentaren, ich werde sie gerne in einem der nächsten Posts für Euch beantworten.

Und nun zur heutigen Frage:


Hättest Du's gewußt?

Wenn Du am Wochenende mal wieder richtig feuchtfröhlich feiern gehen willst, solltest Du unbedingt einen lila Amethyst bei Dir tragen. Richtig?
Ohrstecker: Silver Butterfly mit lila Amethysttropfen


Aus modischen Gründen kann ich das Tragen eines Amethysten als passendes Accessoire zum Partyoutfit zwar auch heute noch wärmstens empfehlen. Meines Wissens zählt lila auch weiterhin zu den absoluten Trendfarben. Die Empfehlung, dass er Dich nach einer feuchtfröhlichen Nacht vor einem dicken Kater bewahren wird, ist in meinen Augen allerdings schon ein wenig veraltet und deswegen nicht hundertprozent verlässlich. So hat dieser wunderschöne lila Edelstein seinen Namen aus dem Griechischen. Übersetzt bedeutet das griechische Wort Amethystos "nicht trunken". Was bereits auf die Wirkung hinweist, welche man sich in der Antike von dem Stein versprach: er sollte seinem Träger die Nüchternheit bewahren. Und damit war nicht allein der Schutz vor den Folgen übermässigen Alkoholgenusses gemeint, vielmehr sollte der Träger des Amethysten in seiner gesamten charakterlichen Standfestigkeit gestärkt werden. Wenn Du also nach durchtanzter Nacht weder mit dickem Kopf, noch in einem fremden Bett aufwachen möchtest, der perfekte Begleiter für eine wilde Partynacht. Ob es wirklich wirkt, mußt Du allerdings selbst ausprobieren.
Und für alle die lieber wissen, als glauben, gibt's hier auch noch ein paar harte Fakten zum Amethyst. Ich will ja nicht so sein:
Der Amethyst zählt zur Quarz-Gruppe, einer Gruppe von Mineralien mit gleicher oder ähnlicher chemischer Zusammensetzung. Diese Gruppe der Quarze wird wiederum in makrokristalline, mikrokristalline und amorphe Quarze unterteilt. Neben Bergkristall, Aventurin, Citrin, Falkenauge, Quarz-Katzenauge, Prasem, Rauchquarz, Rosenquarz und Tigerauge zählt der Amethyst zu den makrokristallinen oder derben Quarzen, sprich, seine großen Kristalle sind mit dem bloßen Auge zu erkennen.
Er ist der begehrteste Edelstein aus der Gruppe der Quarze. Die eingelagerten Metalle Eisen, Mangan und Titan sind farbgebend und sorgen somit für seine wunderschöne violette Farbe.


In diesem Sinne: Happy Weekend!


Quellennachweis: BLV Bestimmungsbuch Edelsteine und Schmucksteine von Walter Schuhmann ISBN 3-405-12488-3, Südwest Kompakt Heilsteine von Julia Labacher ISBN 3-517-07578-7

Sonntag, 20. Februar 2011

Wissenswertes über das Schmuckmachen - Was bedeutet eigentlich der Stempel in Deinem Ring?

Ich möchte mit diesem Post eine kleine Serie mit dem Titel "Wissenswertes über das Schmuckmachen" weiterführen, welche ich schon vor einiger Zeit auf meinem eigenen Blog schmuckdesign-verenabrack.blogspot.com ins Leben gerufen habe. In regelmäßigen Abständen bemühe ich mich hier mein Wissen als Goldschmied mit allen Schmuckinteressierten zu teilen. Sei es das Wissen über Edelsteine, Metalle, Maschinen oder einfach nur die Antwort auf die Frage: Was bedeutet eigentlich der Stempel in meinem Ring? Es gibt so viel Interessantes aus der Welt des Schmucks zu entdecken. Solltet ihr Fragen an einen Goldschmied haben, auf die ihr gerne eine Antwort hättet, hinterlasst diese einfach am Ende dieses Beitrags in den Kommentaren, ich werde sie gerne in einem der nächsten Posts für Euch beantworten.

Und nun zur heutigen Frage:


Hättest Du's gewusst?
 
In fast jedem Ring und auf fast jedem Schmuckstück befinden sich an unauffälliger Stelle kleine Zahlen und Symbole. Was bedeuten diese geheimnisvollen Zeichen wirklich?


Das Eigenzeichen von Schmuckdesign Verena Brack

Üblicherweise wird jedes Schmuckstück mit einer Feingehaltszahl und einem Eigenzeichen gestempelt.
Das Eigenzeichen entpricht der Signatur des Goldschmieds und kennzeichnet somit die Herkunft des Schmuckstück.
Der Feingehaltsstempel (333, 585, 750, 900, 999) beschreibt den Feinmetallanteil der verwendeten Edelmetalllegierung.
Als Erkennungszeichen für Platin wird die Abkürzung Pt gestempelt. Au steht für Gold, Ag für Silber und Pd für Palladium.
Bei Gerät ist es außerdem üblich, das Sonnenzeichen als Symbol für Gold, das Mondsichelzeichen als Symbol für Silber und die Reichskrone als Symbol für den Herstellungsort Deutschland zu stempeln.

Quellennachweis:http://www.mokume.ch/Stempelung_rechtl.Grundlagen_DE.pdf

Donnerstag, 3. Februar 2011

Wissenswertes über das Schmuckmachen - Erkennt man Edelsteine an ihrer Farbe?

Ich möchte mit diesem Post eine kleine Serie mit dem Titel "Wissenswertes über das Schmuckmachen" weiterführen, welche ich schon vor einiger Zeit auf meinem eigenen Blog schmuckdesign-verenabrack.blogspot.com ins Leben gerufen habe. In regelmäßigen Abständen bemühe ich mich hier mein Wissen als Goldschmied mit allen Schmuckinteressierten zu teilen. Sei es das Wissen über Edelsteine, Metalle, Maschinen oder einfach nur die Antwort auf die Frage: Was bedeutet eigentlich der Stempel in meinem Ring? Es gibt so viel Interessantes aus der Welt des Schmucks zu entdecken. Solltet ihr Fragen an einen Goldschmied haben, auf die ihr gerne eine Antwort hättet, hinterlasst diese einfach am Ende dieses Beitrags in den Kommentaren, ich werde sie gerne in einem der nächsten Posts für Euch beantworten.


Und nun zur heutigen Frage:

Hättest Du's gewusst?

Safire sind blau, Rubine rot und Diamanten weiß? Anhand ihrer Farbe kann man die verschiedenen Edelsteine problemlos unterscheiden. Richtig?

kleine silberne  Herzohrstecker mit meergrünen Turmalinen

Leider völlig falsch.

Nicht die Farbe, welche durch die natürliche Beimengung von Elementen wie Chrom, Eisen, Mangan, Titan oder Vanadium entsteht, sondern die chemische Grundstruktur unterscheidet die verschiedenen Edelsteine.

Am deutlichsten wird das, wenn man sich vor Augen führt, dass z.B. der Safir, außer in dem bekannten Dunkelblau, auch in allen anderen Regenbogenfarben, inklusive rot und komplett farblos, vorkommt. Die rote Variätet ist zwar unter dem Eigennamen Rubin bekannt, doch besteht keine scharfe Abgrenzung zwischen den blauen und roten Variäteten, da beide laut ihrer chemischen Grundstruktur zur Korundgruppe zählen. Auch Diamanten gibt es in allen Farben. Gerdade im Moment sind die Farbtöne cognac oder schwarz/grau absolut in, wobei die Weißtöne River (Blauweiß, Farblos) und Top Wesselton (Feines Weiß) im Handel weiterhin am begehrtesten sind. Und der wohl farbenreichste Edelstein ist mit Sicherheit der Turmalin. Nicht nur kommt er in allen Farbvariäteten vor, häufig haben Turmaline sogar schichtweise eine komplett unterschiedliche Farbe. So kennt man z.B. aus Brasilien Turmaline, deren Kern rot, die Innenschicht weiß und die Außenhülle grün ist.

Die chemische Zusammensetzung der Edelsteine wird durch eine Formel angezeigt und ist eines der charakteristischen Merkmale zur Unterscheidung. Da die meisten Edelsteine aus dem Reich der Mineralien stammen, ist es in der Wissenschaft üblich, die Edelsteine entsprechend ihrer chemischen Zusammensetzung in unterschiedliche Mineralklassen einzuteilen (Elemente, Sulfide, Halogenide...).



Quellennachweis: BLV Bestimmungsbuch Edelsteine und Schmucksteine von Walter Schuhmann ISBN 3-405-12488-3